Fulda macht sich krisenfest

Stadt investiert in Notrufpunkte und Sirenen / Aufruf zur Eigenvorsorge

FULDA (mkf). Die Stärkung der Infrastruktur für Not- und Krisenfälle ist vor dem Hintergrund von Katastrophen wie der Flut im Ahrtal oder auch dem Angriffskrieg in der Ukraine in den vergangenen Jahren ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Stadt Fulda hat in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel investiert, um die öffentliche Krisen-Infrastruktur und auch die Ausstattung der städtischen Feuerwehren weiter auszubauen. Anfang 2023 wurde eine eigene Stelle für den Bereich Bevölkerungsschutz und städtisches Krisenmanagement eingerichtet, die bei der städtischen Feuerwehr angesiedelt ist. Brandamtsrat Karsten Krug ist speziell für diesen Aufgabenbereich weitergebildet und koordiniert die städtischen Ämter, um sicherzustellen, dass die Verwaltung im Krisenfall handlungsfähig ist.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld betont die Bedeutung der Notfallvorsorge: „Als Stadt sehen wir die Stärkung unserer Notfall-Infrastruktur als wichtige Aufgabe. Wir wissen, dass die Sicherheit, in der wir viele Jahre gelebt haben, leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Insofern ist es absolut notwendig, unsere Rettungskräfte gut auszustatten, damit sie auch im Krisenfall die Bevölkerung bestmöglich unterstützen können. Aber auch die Eigenvorsorge ist unerlässlich.“

„Wir müssen unsere Rettungskräfte gut ausstatten, damit sie auch im Krisenfall die Bevölkerung bestmöglich unterstützen können.“

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld

Was passiert, wenn ich vier Tage keinen Strom habe?

Was ist eigentlich eine Krise? „Wir müssen nicht immer gleich an eine ganz große Katastrophe oder an einen Kriegsfall denken“, erklärt Thomas Helmer, Leiter der städtischen Feuerwehr. „Vielleicht muss man die eigene Wohnung schnell verlassen wegen eines Brandes oder einer Bombenentschärfung, oder man ist von Naturereignissen wie Starkregen oder Hochwasser betroffen.“ Ein längerer Stromausfall beispielsweise führe – unabhängig von der Ursache – in unserer heutigen hochtechnisierten Welt ganz konkret zu Problemen, beispielweise wenn die Vorräte im Tiefkühlschrank verderben, der Herd und die Heizung nicht mehr funktionieren und wenn der Handy-Akku leer ist. Hier sei jede und jeder Einzelne gefragt, sich so vorzubereiten, dass man handlungsfähig bleibe. Helmer rät: „Stellen Sie sich selber die Frage ‚Was passiert, wenn ich vier Tage keinen Strom habe?‘ Wenn Sie das im Kopf haben und dafür vorsorgen, ist schon viel erreicht.“

Thomas Helmer (re, Leiter der Fuldaer Feuerwehr) und Karsten Krug, zuständig für den Bereich Bevölkerungsschutz und städtisches Krisenmanagement.

Eigenvorsorge muss sein!

Grundsätzlich gilt: Eigenvorsorge muss sein! Wie man sich konkret auf mögliche Krisenfälle vorbereiten kann, dazu gibt es eine ganze Reihe an Empfehlungen und Tipps, die man auf der Website der Stadt Fulda abrufen kann: www.fulda.de/persoenliche-notfallvorsorge. Alle wichtigen Informationen finden sich auch in einer Broschüre zur persönlichen Notfallvorsorge, die im Bürgerbüro der Stadt Fulda ausliegt. „Es geht natürlich in erster Linie darum, dass der eigene Haushalt funktionieren kann. Aber man sollte auch an Nachbarn denken, die vielleicht aufgrund ihres Alters, einer Beeinträchtigung oder auch mangelnder Sprachkenntnisse auf Unterstützung angewiesen sind“, erklärt Krug. Man könne sich auch in der Nachbarschaft, in der Großfamilie oder im Stadtteil zusammentun, wenn es um größere Anschaffungen wie ein Notstromaggregat oder eine größere Anzahl Sandsäcke geht.“

Rolle der Behörden

Die Rolle der Behörden im Krisenfall ist gesetzlich geregelt. „Laut Hessischem Brand- und Katastrophenschutzgesetz in Verbindung mit dem Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz des Bundes sind die Kommunen zuständig für den Schutz der Bevölkerung“, erklärt Helmer. Konkret bedeute das, dass sie die Eigenvorsorge der Bevölkerung unterstützen, indem sie die Funktionsfähigkeit der kommunalen Verwaltung sicherstellen und Infrastrukturmaßnahmen für Krisenfälle realisieren. Dabei werde die Eigenvorsorge der Bürgerinnen und Bürger unterstützt, aber nicht ersetzt! Die Stadt Fulda hat in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel in diese Aufgabe investiert. So wurden seit 2023 insgesamt 34 Sirenen im Stadtgebiet installiert oder ertüchtigt, über die die Bevölkerung gewarnt werden kann. Damit die Menschen sich daran gewöhnen auf die Sirenensignale zu achten, gibt es einmal im Jahr – immer am zweiten Donnerstag im September (dieses Jahr am 11. September 2025) – einen bundesweiten Warntag, an dem auch über die verschiedenen Warn-Apps (zum Bespiel NINA, KatWarn) auf den Handys Warnungen ausgespielt werden. Den ersten hessischen Warntag gab es außerdem am 13. März 2025. Dieser hessenweite Warntag soll von nun an immer am zweiten Donnerstag im März stattfinden.

Kommunikation und Energieversorgung im Krisenfall

Die Sicherstellung der Kommunikation spielt im Krisenfall eine besondere Rolle: Kommt es zu einem Stromausfall oder einem Ausfall des Handy-Netzes von absehbar mehr als einer Stunde, werden an 22 Orten im Stadtgebiet Fulda sogenannte Notruf- und Informationspunkte (NIP) eingerichtet. Es handelt sich dabei meist um die Feuerwehrhäuser oder Bürgerhäuser. In Fulda sind sie so ausgewählt, dass im bebauten Gebiet ein NIP innerhalb von 1,5 km erreicht werden kann. Poster in den Stadtteil-Infokästen weisen darauf hin, wo der jeweils nächste Notruf- und Informationspunkt zu finden ist.

Damit die Stromversorgung der NIP im Krisenfall sichergestellt ist, haben die Feuerwehren der Stadt Fulda im vergangenen Herbst die ersten zehn Notstromerzeuger erhalten. „Die Feuerwehrhäuser können so als Anlaufstellen zur Verfügung stehen, um Notrufe aus der Bevölkerung entgegenzunehmen, den Menschen aber auch einen Ort bieten, wo sie Informationen bekommen und Ansprechpartner finden“, erklärt Karsten Krug. Gleichzeitig kann so auch die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren sichergestellt werden. Dafür hat die Stadt insgesamt 410.000 Euro investiert. Um neben den Feuerwehrhäusern auch weitere Betreuungsstellen für die Bevölkerung einrichten und mit Strom versorgen zu können, wurden noch vier weitere Stromerzeuger bestellt, die voraussichtlich 2026 geliefert werden sollen.

OB Wingenfeld mit Mitgliedern der städtischen Feuerwehren bei der Übergabe der ersten Notstromaggregate.